Doktorand,
Fachbereich: Umwelt- und erneuerbare Energien Management (Regenerative Energien, Energiegemeinschaft)
Marcel Schwalbach hat B.Sc. Umweltmanagement in Gießen studiert und anschließend einen M.Sc. in Erneuerbare Energien-Management an der Fachhochschule Erfurt abgeschlossen. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalökonomie von Prof. W. Rid an der FH Erfurt. Unter Betreuung von Prof. Wolfgang Rid und Prof. Jens Wolling arbeitet er an seiner Dissertation mit dem Thema „Innovationsökosysteme und Kommunikation. Die Diffusion von sozialen Innovationen am Beispiel von Energiegenossenschaften in Deutschland." Die Dissertation wird über ein Stipendium 2023 SD 0140 der Thüringer Aufbaubank (TAB) aus Mitteln des ESF-Plus (Förderperiode 2021 bis 2027) gefördert.
Problemstellung und Ziele der Dissertation:
Zur Begegnung von globalen und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen sind neue Lösungsansätze erforderlich, die über klassische wissenschaftlich-technische Innovationen hinausgehen (EFI 2023). Soziale Innovationen, definiert als „neue Lösungen, die gesellschaftliche Bedürfnisse adressieren und neue soziale Praktiken anstoßen [und] sich [dabei] auf neue Formen der Interaktion, Kooperation, Governance und Wissensgenerierung [beziehen],“ (Terstriep et al., 2022) werden als ein Treiber von Lösungsansätzen dieser komplexen Herausforderungen gesehen (Avelino et al., 2019), beispielweise dem menschengemachten Klimawandel. Die Bundesregierung hat sich eine Minderung der Treibhausgasemissionen zum Ziel gesetzt, was unter anderem mit dem beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien erreicht werden soll (Brandes et al., 2020; Göke, 2020). Trotz einer grundsätzlich breiten Zustimmung zu den Zielen der Energiewende, treten Kontroversen und Konflikte bei konkreten Umsetzungsvorhaben auf (Teune et al. 2021; Wolf et al., 2021). Um den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien zu ermöglichen, müssen „Möglichkeiten zur Teilhabe wie zum Beispiel der Bürgerenergie verbessert [...] werden“ (dena, 2021). Energiegenossenschaften (EG) sind eine Form der Bürgerenergie und gelten als soziale Innovation, denen das Potential zugesprochen wird, den Wandel hin zu einer nachhaltigen und demokratischen Energieversorgung bedeutend mitzugestalten (Dorniok, 2017, Dóci et al, 2015). Durch eine Kapitalbündelung ermöglichen sie eine Beteiligung an der Energiewende, die einzelnen Privatpersonen und Stakeholdern nicht möglich ist (Volz, 2012), forcieren den Ausbau von erneuerbaren Energien, ermöglichen eine regionale Wertschöpfung und können einen Beitrag zur Stabilisierung strukturschwacher Regionen (Li et al. 2013) und zur Entwicklung des ländlichen Raums leisten (Synwoldt 2021). Die Neugründungen von EG ist nach einer Hochphase zwischen 2008 und 2013 stark zurückgegangen (Klagge et al., 2016). EG existieren nicht flächendeckend in Deutschland und sind häufig relativ kleine Initiativen, die bislang noch keine Breitenwirkung entfalten konnten (Fischer und Kucharczak 2017, Kahla et al. 2017). Nach Hochrechnungen des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes e.V. waren Ende 2020 ungefähr 220.000 Menschen Mitglied in einer EG mit Sitz in Deutschland, was weniger als einem Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Um die beschriebenen Potentiale von EG zu heben, ist die weitere Verbreitung und die Gewinnung weiterer Mitglieder notwendig.